Der realen Person tut es nicht gut, neben dem gemalten Bild zu stehen? (G.O.)
Nein, es tut der realen Person gar nicht gut, weil das Bild eine geschärfte Wahrheit durch die subjektive Brille des Künstlers ist. Im Bild ist ein metaphysisches Paket mit angelegt, das der Dargestellte in dieser Form gar nicht hat. Er ist Stimulans und Objekt der Begierde für den Maler. Mir geht’s um die innere Wahrnehmung einer Person, und die trägt immer auch die Weltsicht des Malers in sich. Es geht um Interpretation und nicht um Bestandsaufnahme. Die Frauen bei Klimt sehen so magisch aus, und dann sieht man in den Katalogen die Fotos dazu, die so gewöhnlich sind im Vergleich zu den Bildern, in denen sie gefiltert durch Klimts Innensicht eine übergeordnete Dimension erhalten. Im Leben waren sie sicher intelligente und attraktive Frauen, aber das ist eben etwas anderes. (X.H.)
(Xenia Hausner im Gespräch mit Günther Oberhollenzer. 10. August 2012)